Startseite » Blog » Agile Methoden » Scrum – Überblick und Anwendung

Scrum – Überblick und Anwendung

Scrum stammt aus der Softwareentwicklung und gilt als »Herz der agilen Methoden« (Nowotny, V. 2016: S. 96) und als »Projektbeschleuniger« (Nowotny, V. 2016: S. 94). In Scrum durchläuft das Team einen ständigen Zyklus aus Kommunikations- und Feedbackschleifen, an dem auch andere wichtige Stakeholder beteiligt sind (vgl. Nowotny, V. 2016: S. 93). Nowotny nennt die Einfachheit als den großen Vorteil von Scrum: In Scrum existieren nur drei Rollen und der Ablauf ist habitualisiert (vgl. Nowotny, V. 2016: S. 96).

Um die Scrum-Methode besser verstehen zu können, wird sie in diesem Kapitel in drei Teilen beschrieben. Diese sind: Werte, Rollen und Ablauf. Am Ende folgt ein kurzes Fazit. Es geht los mit den Werten.

Werte

Scrum basiert wie alle agilen Methoden auf den Werten und Prinzipien des agilen Manifests. Darüber hinaus hat Scrum seine eigenen fünf Werte. Diese sind (vgl. Pröpper, N. 2012: S. 50-52):

  • Respekt: Die wenigen Rollen in Scrum müssen sich aufeinander verlassen können. Die einzelnen Individuen sollten deshalb die eigenen Interessen nicht zu stark betonen und einander respektieren.
  • Selbstverpflichtung: Eine Verbundenheit mit den eigenen Aufgaben ist essenziell.
  • Offenheit: Da im Ablauf von Scrum ein hohes Augenmerk auf die Kommunikation gelegt wird, ist es wichtig, dass darin auch ein offener Umgang herrscht.
  • Fokussierung: In Scrum werden die Aufgaben fokussiert gebündelt und zielen in jedem Sprint auf ein eindeutiges Ziel.
  • Mut: Mut ist in Scrum aus zwei Gründen wichtig. Zum einen braucht es Mut für die Offenheit gegenüber Veränderungen und Herausforderungen. Zu anderen ist Mut oft wichtig um die offene Kommunikation zu gewährleisten.

Rollen

In Scrum gibt es grundsätzlich drei Rollen. Diese sind Product Owner, Team und ScrumMaster. Über die Rollen herrscht in der Literatur große Einigkeit (vgl. Gloger, B. 2008: S. 76-117; vgl. Nowotny, V. 2016: S. 101-102; vgl. Pichler, R. 2008: S. 9-23; vgl. Pröpper, N. 2012: S. 52-53; vgl. Röpstorff, S./ Wiechmann, R. 2012: S. 23-73; vgl. Scheller, T. 2017: S. 272-274). Der einzige Unterschied der sich aus diesen Werken heraus erkennen lässt, sind die drei zusätzlichen Rollen – Kunde, Anwender, Management – die lediglich von Gloger (2008) in seinem Buch Scrum – Produkte schnell und zuverlässig entwickeln zusätzlich genannt werden.

Product Owner

Der Product Owner wurde bereits in Kapitel 2.2.4 als Projektverantwortlicher und Schnittstelle zwischen dem Kunden und dem Team beschrieben. In Scrum priorisiert der Product Owner die Kundenanforderungen und leitet die Umsetzung durch das Team ein (vgl. Röpstorff, S./ Wiechmann, R. 2012: S. 64-72).

Team

Das Team ist verantwortlich für die Umsetzung der Kundenanforderungen in Funktionalitäten (vgl. Nowotny, V. 2016: S. 102). Ein Scrum-Team kennzeichnet folgende Merkmale (vgl. Röpstorff, S./ Wiechmann, R. 2012: S. 33-39):

  • Crossfunktionalität: Alle benötigten Fähigkeiten und personelle Ressourcen werden in den Teams gebündelt. Dadurch wird eine autonome Durchführung der Aufgaben von Anfang bis Ende ermöglicht.
  • Selbstorganisation: Der Product Owner gibt das Ziel vor. Von da an arbeitet das Team selbstorganisiert und weitestgehend autark.
  • Teamplayer: Im Scrum-Team ist Teamfähigkeit eine wichtige Eigenschaft der einzelnen Individuen.
  • Teamphasen: Das Scrum-Team durchläuft die Phasen zur Teambildung nach Tuckman. Dieser Prozess sollte vom ScrumMaster unterstützt werden.
  • Teamgröße: Laut Pichler ist die optimale Größe eines Scrum-Teams 5-9 Personen (vgl. Pichler, R. 2008: S. 16).

ScrumMaster

Der ScrumMaster ist verantwortlich für das Einhalten der Methodik und der agilen Werte und Prinzipien. Er agiert dabei ähnlich wie ein Coach oder Change Agent. Zu den wichtigsten Aufgaben des ScrumMasters zählen (vgl. Pichler, R. 2008: S. 20-21):

  • Scrum etablieren à Der ScrumMaster fungiert als Treiber im Change Prozess hin zur Scrum-Methode.
  • Team unterstützen à Um das Team autonom und selbstorganisiert arbeiten zu lassen, schützt er das Team vor externen Einflüssen. So übernimmt er beispielsweise organisatorische Tätigkeiten wie das Buchen eines Besprechungsraumes.
  • Sicherstellen der direkten Zusammenarbeit von Product Owner und Team
  • Entwicklungspraktiken verbessern

Die IT-Branche hat sich durch Etablierung einer zertifizierten Schulung zum ScrumMaster einen Qualitätsstandard geschaffen (vgl. Nowotny, V. 2016: S. 97).

Ablauf

scrum ablauf

Das Planning Meeting findet vor Beginn des Sprints statt. Darin werden die Leistungsanforderungen an das Produkt vom Product Owner festgelegt. Aus allen Anforderungen erstellt der Product Owner ein Product Backlog. Darin werden alle Anforderungen priorisiert (vgl. Pichler, R. 2008: S. 87-92).

Im darauffolgenden Schritt Sprint Planning werden die Anforderungen aus dem Product Backlog vom Team übernommen. Die Menge der Aufgaben und Anforderungen die umgesetzt wird, wird alleine vom Team entschieden. Dabei muss allerdings die vorgegebene Priorisierung des Product Owners berücksichtigt werden und höher priorisierte Aufgaben stets zuerst übernommen werden (vgl. Pichler, R. 2008: S. 93-102).

Nach diesen Schritten der Planung folgt der Sprint. Dieser sollte nicht länger als vier Wochen dauern. In dieser Zeit wird an den Aufgaben, die umgesetzt werden sollen, nichts mehr geändert. Am Ende des Sprints muss ein präsentierbarer Produktfortschritt stehen. Während den Sprints finden täglich Daily Scrums (Daily Standups) statt (vgl. Pröpper, N. 2012: S. 55).

Nach dem Sprint erfolgt die Reviewphase, in der ein Soll-Ist-Vergleich der Anforderungen durchgeführt wird. In der Reviewphase wird dadurch festgestellt, ob das Projekt abgeschlossen ist. Wenn dies so ist, entspringt dem Prozess ein Output, wie beispielsweise ein fertiges Produkt (vgl. Pichler, R. 2008: S. 107-110).

Ansonsten geht es weiter mit der Retrospecitve, in der die Arbeitsweise und die Methodik reflektiert wird (vgl. Pichler, R. 2008: S. 54-56). Durch Reviewphase und Retrospective wird sichergestellt, dass die richtigen Dinge getan werden und, dass die Dinge richtig getan werden (vgl. Scheller, T. 2017: S. 277).

Zusammenfassung

Scrum ist eine einfache und sehr überschaubare Methode. Und gerade darin liegt ihr Erfolg. Lange war Scrum nur etwas für Softwareentwickler. Mittlerweile allerdings findet Scrum immer öfter Einzug in größeren Projekten abseits der Softwareentwicklung. Dazu tragen unter anderem Bücher wie Scrum Think Big von Boris Gloger bei (vgl. Gloger, B. 2017).

Quellen

Gloger, B. 2017: Scrum Think big, Carl Hanser Verlag GmbH & Co. KG München 2017.

Nowotny, V. 2016: Agile Unternehmen, 1. Auflage 2016.

Pichler, R. 2008: Scrum – agiles Projektmanagement erfolgreich einsetzen, 1. Aufl., dpunkt-Verl. Heidelberg 2008.

Pröpper, N. 2012: Agile Techniken für klassisches Projektmanagement, 1. Aufl., mitp Heidelberg, München, Landsberg, Frechen, Hamburg 2012.

Röpstorff, S./ Wiechmann, R. 2012: Scrum in der Praxis, 1. Aufl., dpunkt.verlag Heidelberg 2012.

Scheller, T. 2017: Auf dem Weg zur agilen Organisation, 1. Auflage, Vahlen München 2017.