Kanban

Hinter Scrum ist Kanban die zweite bedeutende Methode. Kanban ist eine japanische Methode und bedeutet übersetzt Karte (vgl. Pröpper, N. 2012: S. 56). Diese Methode wurde von Toyota entwickelt und ist eine Technik des weltbekannten Toyota-Produktionssystems.

Das Toyota-Produktionssystem minimiert durch höchsteffiziente Prozesse die Verschwendung (japanisch: Muda).

Als agile Methode erfüllt Kanban ebenfalls diesen Zweck, indem es einen optimalen Durchlauf der Aufgaben herstellt (vgl. Pröpper, N. 2012: S. 56-57; vgl. Scheller, T. 2017: S. 508). Einzug in die Agilität fand Kanban 2007 durch David Anderson. Anderson adaptierte das Kanban-Prinzip für die IT (vgl. Scheller, T. 2017: S. 508). Kanban gilt als universell einsetzbar in verschiedensten Bereichen – von der Teileproduktion bis zur Softwareentwicklung (vgl. Pröpper, N. 2012: S. 58).

Merkmale

Die zentralen Werte von Kanban – Ganzheitlichkeit, Menschlichkeit, Autonomie und Veränderung – überschneiden sich deutlich mit den agilen Werten. Neben dem agilen Einfluss wirkt auf Kanban – historisch bedingt – auch noch der Einfluss von Lean. Das macht sich vor allem an folgenden vier Lean-Prinzipien deutlich (vgl. Nowotny, V. 2016: S. 136-138)

Pull-Prinzip: Nur das was tatsächlich benötigt wird, wird auch verwirklicht.

One-Piece-Flow-Prinzip: Es wird solange fokussiert an einem Stück/einer Sache gearbeitet bis diese vollends abgeschlossen ist und der Weiterverarbeitung als Input weitergegeben kann.

Takt-Prinzip: Das Takt-Prinzip taktet den Durchfluss um Engpässe und Arbeitsstaus zu vermeiden.

Null-Fehler-Prinzip: Dieses Prinzip bedeutet nicht, dass keine Fehler gemacht werden. Es bedeutet, dass Fehler nicht einfach im Prozess weitergereicht werden, sondern zuerst beseitigt werden.

Auf diesen Prinzipien und Merkmalen baut die Durchführung auf, die nun genauer erklärt wird.

Durchführung von Kanban

Um die Durchführung von Kanban zu verstehen, muss zunächst das Kanban-Board genauer beschrieben werden. In folgender Abbildung ist ein typisches Kanban-Board mit vier Spalten abgebildet. Das sind die elementaren Spalten „Wartend“, „zu tun“, „in Arbeit“ und „Fertig“ (vgl. Nowotny, V. 2016: S. 141). In der Softwareentwicklung sind die Boards oft komplexer und verfügen über mehr Spalten. Dabei kommen allerdings keine völlig neuen Spalten hinzu, sondern es ist eher so, dass eine Spalte in mehrere gesplittet wird. Typischerweise betrifft das die Spalte »in Arbeit«, die in einzelne Arbeitsschritte unterteilt wird (vgl. Scheller, T. 2017: S. 509).

Kanban Board

In Kanban durchläuft eine Aufgabe – in Form einer Haftnotiz – die Spalten von links nach rechts. Die Durchführung von Kanban kann in folgende vier Praktiken zusammengefasst werden (vgl. Nowotny, V. 2016: S. 138-148):

Visualisierung von links nach rechts

Zu aller erst ist es wichtig die aktuellen Prozesse und die aktuell bevorstehenden Aufgaben anhand der Spalten des Boards zu visualisieren. Durch diese Visualisierung wird Überblick und Transparenz geschaffen. Und das dient wiederum dem fokussierten und schnellen Arbeiten (vgl. Nowotny, V. 2016: S. 139-142).

WIP-Limit setzen

WIP steht für „work in progress“ und ist die englische Bezeichnung für die Spalte »in Arbeit«. Die Aufgabenkapazität der Spalte wird durch das WIP-Limit eingegrenzt. Die Einführung dieses Limit lässt sich sehr gut mit dem hohen Qualitätsanspruch begründen. Dieser unterliegt der Annahme, dass eine Arbeit, die zu hundert Prozent abgeschlossen ist, mehr Wert ist, als zehn Arbeiten, die zu zehn Prozent abgeschlossen sind (vgl. Nowotny, V. 2016: S. 139). Die obige Abbildung 11 enthält die typische Beschriftung des WIP-Limits über der »in Arbeit« Spalte. Die Begrenzungen dienen dem Beseitigen von Engpässen. Dabei wird davon ausgegangen, dass durch das Beseitigen eines Engpasses, ein neuer Engpass entsteht, welcher wiederum beseitigt werden muss. Somit entsteht ein kontinuierlicher Verbesserungsprozess der abgeschlossen ist sobald keine Engpässe mehr auftreten und Aufgaben perfekt durch das System fließen (vgl. Scheller, T. 2017: S. 510).

Prozess-Regeln explizit machen

Beim Einsatz von Kanban empfiehlt Nowotny Prozess-Regeln durch das Team bestimmen zu lassen. Dadurch wird sichergestellt, dass Kanban von allen Nutzern einheitlich angewendet wird (vgl. Nowotny, V. 2016: S. 140).

Gemeinsam Verbesserungen anstoßen

In der Kanban-Durchführung empfiehlt sich der Retrospektiven um die Methodik und den Prozess stets zu optimieren (vgl. Nowotny, V. 2016: S. 140).

Daily Stand Ups

Wie in Scrum, sollen täglich Daily Stand Ups durchgeführt werden. Diese sollten immer vor dem Kanban-Board stattfinden.

Quellen/Literaturverzeichnis

Nowotny, V. 2016: Agile Unternehmen, 1. Auflage 2016.
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Pröpper, N. 2012: Agile Techniken für klassisches Projektmanagement, 1. Aufl., mitp Heidelberg, München, Landsberg, Frechen, Hamburg 2012.
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Scheller, T. 2017: Auf dem Weg zur agilen Organisation, 1. Auflage, Vahlen München 2017.
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